Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit

Landesarbeitsgemeinschaft Bayern e. V.

Best Practice: Neu-Ulm

Ein Stadtteil (er)findet sich neu

„Soziale Stadt findet NUWOG“

Projekteinreicher: NUWOG, Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm GmbH

Das Wohngebiet Vorfeld wurde mit seinen 3- bis 5-geschossigen Wohngebäuden zu Beginn der 1950er Jahre als „Vorfield Housing Area“ für die Angehörigen und Familien der US-Soldaten erbaut. 1991 übernahm die kommunale Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm (NUWOG) das Areal mit 336 ehemaligen US-Wohnungen. Die NUWOG begann stufenweise mit der Modernisierung ihres Wohnungsbestandes. 40% der Wohnungen sind heute barrierefrei umgebaut und mit Aufzügen versehen. Aus Wohnungen mit 3-4 Zimmern sind 2-6-Zimmer- Wohnungen entstanden. Des Weiteren wurde auf einem ehemaligen US-Tankstellengrundstück eine Wohnanlage mit 68 Wohnungen, davon 47 barrierefrei, neu errichtet. Das bauliche Engagement wurde von Anfang an begleitet durch die Übernahme von sozialer Verantwortung seitens des Wohnungsunternehmens, die aufgrund der notwendigen Integration der vielen zuziehenden Aussiedler besonders dringlich war. Im Jahr 1999 wurde der Stadtteil als Fördergebiet in das Projekt Soziale Stadt aufgenommen. Träger des Stadtteilmanagements ist eine Tochtergesellschaft der Wohnungsgesellschaft: die NUWOG Dienstleistungs- und Betreuungs-GmbH. Heute wohnen im Stadtteil ca. 3.500 Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen und Kulturkreisen. Durch die aktive Beteiligung der sozial vielfältig gemischten Bewohnerschaft an der Stadtteilentwicklung – ein wesentlicher Ansatz der Wohnungsgesellschaft im Verbund mit der Stadt und sozialen Akteuren – sind stabile Nachbarschaf- ten entstanden. Für viele wurde das Vorfeld zu einem Stück neuer Heimat. Ein Beispiel ist die Einrichtung eines „Sozialen Treffs“ im Jahr 2006 in Trägerschaft der Wohnungsbaugesellschaft. Gemeinsam mit Bewohnern wurde ein Konzept für die Umgestaltung des Café/Bistro „Vorfeld Inn“ erarbeitet und unter Einbindung einiger Qualifizierungsprojekte des EU-Förderprogramms „LOS – Lokales Kapital für soziale Zwecke“ umgesetzt. Die Kombination von sozialer und kommerzieller Nutzung soll helfen, dass sich die Begegnungsstätte zukünftig selbst finanziert. Regelmäßig wird ein Bildungsprogramm mit Sprachkursen, Elterntraining und Diskussionsabenden angeboten. Außerdem ist eine Beratung zu schulischen, beruflichen und sozialen Fragen möglich. Mit ca. 2000 Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit im Jahr konnten mehrere 1000 Bewohner in weit über 100 Projekte einbezogen werden. Sprachschulungen, Qualifizierungsmaßnahmen, Ertüchtigungsmaßnahmen, Hausaufgabenbetreuungen, Lesewettbewerbe, Sportprojekte zum Aggressionsabbau u.a. haben dazu beigetragen, dass der Stadtteil nicht mehr auffällig ist im Hinblick auf Kriminalität. Das Vorfeld entwickelt sich aufgrund der Lagegunst und des sozialen Wandels zu einem besonders geachteten Stadtteil. Auch die Bewohner sind selbstbewusster geworden: „Wir Vorfelder, wir sind was Besonderes“. Die NUWOG engagiert sich im sozialen Bereich nicht nur im Stadtteil Vorfeld. Mit dem Ansatz „Die ganze Stadt Neu-Ulm ist unser Feld“, hat das Wohnungsunternehmen seit über 10 Jahren sein Sozialmanagement ausgebaut und umfangreiche Maßnahmen um- gesetzt. Bereits 1995 wurde eine Gemeinwesenarbeiterin eingestellt. Die Wohnungsgesellschaft wirkt nicht nur an zwei Quartiersmanagements, an der Organisation von Stadtteiltreffs und kulturellen Initiativen in Fördergebieten des Programms „Soziale Stadt“ mit. Auch außerhalb der Förderkulisse werden Gemeinschaftsräume eingerichtet, die Bewirtschaftung von Mietergärten unterstützt, Stadtteilfeste organisiert oder Balkonwettbewerbe initiiert. In Hinblick auf den demografischen Wandel werden die Wohnungsbestände Schritt für Schritt systematisch modernisiert. Ergebnisse sind: geringe Leerstände, kaum Vandalismus, problemlose Neuvermietung und allgemein hohe Wohnzufriedenheit. Das Unternehmen NUWOG – betreut nicht nur Projekte des Programms „Soziale Stadt“, es ist selbst ein „Soziale – Stadt – Projekt“. Daher ist das Motto auf dem Briefkopf nicht Wortgeklingel, sondern Anspruch und Wirklichkeit: „Sozial gerecht, der Allgemeinheit verpflichtet“.

Aus der Laudatio der Jury

Hervorhebenswert ist der umfassende Ansatz der Quartiersentwicklung als Gemeinschaftsinitiative der städtischen Wohnungsgesellschaft mit der Stadt und sozialen Trägern, der sich in einer Vielzahl der Projekte für nahezu alle Bewohnergruppen dokumentiert. Ebenso bemerkenswert ist die Nachhaltigkeit der Herangehens- weise über einen Zeitraum von über 15 Jahren, in der die Projekte kontinuierlich weiterentwickelt und verbreitert wurden. Die Jury legt besonderen Wert darauf, dass hier eine Wohnungsgesellschaft offenbar darauf ausgerichtet ist, permanent und nachhaltig und mit immer neuen Ansätzen soziale Stadtteilentwicklung offensiv zu betreiben. In dieser Hinsicht ist das Unternehmen mit führend in der Bundesrepublik Deutschland.

Projektbeteiligte: Stadtteilmanagement im Vorfeldhaus;  Kath. Jugendsozialwerk;  Jugendhilfe Seitz;  infau-lern/statt GmbH, IHK;  integrierter evang. Kindergarten, evang. Kirche St. Petrus, katholische Kindertagesstätte, kath. Kirche St. Baptist, Freikirchen; Arbeitsamt, Arge SGB, Berufsförderungszentrum der Arbeitgeber; Caritas, Diakonisches Werk, Betreutes Wohnen; Arbeiterwohlfahrt, Lebenshilfe, Sportverein Donum Vitae in Bayern e.V.; Türkisch Deutsche Freundschaftsgruppe U, TürksportNU Musikschule, Grundschule im Vorfeld, Montessori Schule, Volkshochschule Neu-Ulm /Ulm, Fachhochschule; Theater, Seniorenzentren; Parteien und Wählergemeinschaften; Wohnungsgesellschaften; Oberfinanzdirektion-Bima; Eigentümergemeinschaften; Polizeiinspektion Neu-Ulm; FFIV-freie Familieninitiative, div. Weitere Bewohnergruppen; Künstlervereinigung „Akzente“; unw – Ulmer Initiativkreis nachhaltiges Wirtschaften; Ulmer Solarstiftung, Agenda 21; Landratsamt Neu-Ulm, versch. Ämter Stadt Neu-Ulm, Fachbereiche 2 und 3 Gebietstyp: Konversionsgebiet (1950er Jahre), Innenstadt und Randbereiche

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