Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit

Landesarbeitsgemeinschaft Bayern e. V.

Best Practice: München

Quartiersentwicklung Piusplatz

Wohnen im Viertel – Zu Hause versorgt – Ein Leben lang, in München

Projekteinreicher: GEWOFAG Holding GmbH, München

Der nicht mehr zeitgemäße bauliche Zustand der Wohnanlage rund um den Piusplatz hat zu einer einseitigen Mieterstruktur geführt. Für Familien mit Kindern fehlen große Wohnungen, aber auch für ältere Menschen sind die kleinen Grundrisse durch die fehlende Barrierefreiheit nicht mehr geeignet. Das Quartier zeigte Tendenzen, abzugleiten. Unter dem Motto ‚Familien zurück in die Stadt’ verfolgt die kommunale Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG das Ziel, durch Zuzug von jungen Familien eine stärkere Mischung der Bewohnergruppen zu erreichen. Ein umfangreiches Programm zur Umgestaltung des gesamten Quartiers wurde in Kooperation mit dem von der Stadt eingesetzten Quartiersmanagement und vielen anderen Akteuren umgesetzt. Neben der schrittweisen Modernisierung des Gebäudebestandes erfolgten umfassende Wohnumfeldverbesserungen, wie neue Spiel- und Aufenthaltsbereiche und Wegeverbindungen, barrierefreie Zugänge zu den Gebäuden, Sitzgelegenheiten an den Eingangsbereichen u.a. Die Stadt sanierte parallel die durchlaufenden öffentlichen Grünzüge. Der Neubau von zusätzlichem mietgünstigen Wohnraum soll die Quartiere architektonisch aufwerten und eine ausgewogene Mischung von jungen und „alten“ Mietern schaffen. Um die Anwohner von Beginn an in die Planungen einzubeziehen, arbeiten Quartiersmanagement und Wohnungsbaugesellschaft Hand in Hand. Zur Vorbereitung der investiven Maßnahmen wurden umfangreichen Bürger- und Mieterbeteiligungsverfahren durchgeführt. Begleitet wurden diese durch sechs größere nichtinvestive Projekte, die insgesamt zur Gebietsaufwertung beitragen. Dazu gehört das Projekt “Gesellschaftliche Teilhabe durch Bildung und Qualifizierung”, bestehend aus vier Bausteinen:
– ImSQ – Integration macht Schule im Quartier (Unterstützung der Kommunikation zwischen Elternhaus und Schule, Stärkung elterlicher Erziehungskompetenz)
– Copy & Work (Jugendliche werden unterstützt beim Übergang von Schule in den Beruf)
– LIGA – Stadtteillotsinnen für Integration in Gesellschaft, Arbeit und Ausbildung (Qualifizierung von Frauen als Brücke zwischen Familie und Gesellschaft)
– KultIQ – Kultursensible Integration und Qualifizierung (Qualifizierung zur Verbesserung der Versorgungssituation von älteren Menschen mit Migrationshintergrund)

Da im Quartier 40 % der Mieter älter sind als 60 Jahre, ist das Konzept „Wohnen im Viertel“ ins Leben gerufen worden. Damit wird auf den Wunsch der meisten Bewohner reagiert, auch bei eingeschränkter Mobilität, Krankheit oder Pflegebedürftigkeit in ihrer vertrauten Umgebung wohnen zu bleiben. Pflegeleistungen werden in Kooperation mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) München angeboten. Die GEWOFAG stellt zwei rollstuhlgerechte Wohnungen im Erdgeschoss eines Neubaus für das Projekt zur Verfügung. Eine Wohnung ist als Pflegewohnung auf Zeit für Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf, die nur vorübergehend Versorgung benötigen, eingerichtet. Die andere Wohnung wird als Nachbarschaftstreff genutzt, der zunächst für die ersten drei Jahre mietfrei genutzt werden kann. Im Nachbarschaftstreff haben die Bewohner Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, Veranstaltungen durchzuführen, gemeinsam zu kochen und zu essen. Ziel ist die Vernetzung der Wohnprojekte mit Ärzten, Vereinen, Initiativen und anderen sozialen Einrichtungen im Stadtquartier. Das Montessori Kinderhaus und das Mütterzentrum sind dafür eindrucksvolle Beispiele.

Aus der Laudatio der Jury

Mit einer umfassenden Sanierung der Siedlung und Aufwertung des Wohnumfeldes rund um den Piusplatz reagiert dieses Projekt in besonderem Maße auf die Herausforderungen des demografischen Wandels. Die Schaffung von barrierefreiem Wohnraum mit der Möglichkeit einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung ermöglicht Mietern den Verbleib in ihrer Wohnung auch bei steigendem Hilfebedarf. Gleichzeitig locken familienfreundliche Angebote, wie eine Montessori Kindertagesstätte und ein Mütterzentrum wieder mehr Familien mit Kindern in das Quartier. Die Jury würdigt insbesondere das Engagement des Wohnungsunternehmens und das umfassende Gesamtkonzept, das auf den Erhalt einer generationenübergreifenden sozialen Balance im Stadtteil abzielt und gleichzeitig hohe Maßstäbe an die bauliche Gestaltung und Umweltqualität legt.

Projektbeteiligte: Landeshauptstadt München; Planungsreferat, Baureferat, Sozialreferat, Schulreferat, Lokalbaukommission; MGS Münchner Gesellschaft für Stadtentwicklung; Bezirksausschuss Ramersdorf/Perlach, Bezirksausschuss Berg am Laim; Quartiersmanagement Ramersdorf/Berg am Laim; Soziale Stadt und Koordinierungsgruppe; Die Mieter der GEWOFAG; die Bürger im Quartier; Arbeiter-Samariter-Bund; Munich child e.V. Internationales Montessori Kinderhaus München; Mütterzentrum Ramerdorf e.V.

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