Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit

Landesarbeitsgemeinschaft Bayern e. V.

Best Practice: Schwabach

Sonnenkinder von Schwabach

Die Altstadt wird zum Familienzentrum und zur Job-Zentrale

Projekteinreicher: ZAK e.V., Zentrum für Arbeit und Kultur, Schwabach

In der Altstadt von Schwabach wohnen doppelt so viele Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, als in anderen Stadtteilen der Stadt. Hier leben überdurchschnittlich viele Menschen, die von öffentlichen Unterstützungsleistungen angewiesen sind. Größtenteils sind es Frauen, die alleinerziehend sind und keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Um diese Mütter zu unterstützen, werden ihre Kinder zu den Zeiten betreut, in denen sie eine Arbeit suchen oder sich um eine Weiterbildung kümmern. Aus dem ersten „Kindernest im Sonneneck“ in einer Hinterstube der Altstadt sind seit 2005 nach und nach fünf Betreuungszentren entstanden. Die Schulung und Vermittlung von Tagesmüttern hat ZAK e.V. ‘Zentrum für Arbeit und Kultur’ übernommen. Flexibel arbeitende Tagesmütter betreuen heute insgesamt 105 Kinder im Alter von vier Wochen bis 14 Jahren. Eine Sozialpädagogin und vier Erzieherinnen leiten die fünf Tagesmütter- Teams in den Betreuungszentren. Die „Nester“ sind auf angemietete Wohnungen im Stadtteil verteilt. Hierbei kooperiert der ZAK-Verein mit der gemeinnützigen städtischen Wohnungsbaugenossenschaft Gewobau. Einige Gruppen sind in ehemals leer stehenden Läden untergebracht. In unmittelbarer Nachbarschaft konnten sich in zwei Läden auch familienentlastende Dienstleistungen, wie ein Bügel-, Näh- und Reinigungsservice, etablieren. Das Betreuungsmodell ist mittlerweile in allen sozialen Schichten beliebt: Kinder von Ärzten, Rechtsanwälten und Managern werden zusammen mit Kindern von Verkäuferinnen und Fabrikarbeitern betreut. Die meisten Sonnenkinder sind unter drei Jahre alt. Ein Platz in einem der Sonneneck-Kindernester ist nicht halb so teuer wie ein regulärer Krippenplatz. Die Eltern bezahlen pro Betreuungsstunde einen Euro. Die Restfinanzierung teilen sich Stadt und Staat. Der Staat beteiligt sich, weil der ZAK-Verein sowohl die Aus- und Fortbildung von Tagesmüttern garantiert, als auch die Krankheits- und Urlaubsvertretung. Die Renovierung und Einrichtung der Kindergruppen übernimmt ebenfalls der Verein. Hauseigentümer, die bisher ihre Geschäftsräume
in der 1b-Lage schlecht vermieten können, kommen inzwischen von sich aus auf den Verein zu und bieten Mietminderung an, wenn ein neues familienfreundliches Projekt geplant wird. Die Entwicklung der „Sonnenkinder von Schwabach“ zeigt, dass mit einem zündenden Konzept und hohem bürgerschaftlichen Engagement auf ein drängendes Problem reagiert werden kann, ohne dass es großen finanziellen Aufwands bedarf.

Aus der Laudatio der Jury

Überzeugend ist der Ansatz, bedarfsgerechte Kinderbetreuung bezahlbar für überdurchschnittlich viele Alleinerziehende,aber auch für Familien bei gleichzeitiger beruflicher Qualifizierung von Frauen zu schaffen und dabei gleichzeitig die Altstadt so zu stärken, dass aus Leerständen durch Ansiedlung von Betreuungsgruppen lebendige Orte entstehen. Die hohe Qualität der Betreuungsangebote, die wirkungsvolle Qualifikation und Ausbildung der Mütter sowie die Ausweitung der „Kindernester“ in der Altstadt sind ein wunderbarer Beweis für die Möglichkeiten, die gute Ideen gepaart mit Mut, Engagement und Durchhaltevermögen zu Vorbildern werden lässt und belegt, dass ein gemeinsames Ziel zusammenführt sowie den Gemeinsinn in einer Stadt stärkt.

Projektbeteiligte: Gewobau, Städtische Wohnbaugesellschaft; Stadt Schwabach; Sonneneck-Kindernester; ZAK-Schülerhaus; INTUS, Intergrationsprojekt für Frauen in Zusammenarbeit mit der „Bügelfee“ und der „Schneiderin“; Hauswerkstatt, haushaltsnahe Dienstleistungen und türkischer Partyservice

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